„Altes Land“ von Dörte Hansen – Lesetagebuch

Altes Land von Dörte Hansen

Das Buch „Altes Land“ ist schon von so vielen Lesern gelesen und rezensiert worden, dass ich meine Eindrücke und Gedanken geradewegs heraus aufschreiben möchte – mit allem was mich berührt oder vielleicht sogar zweifeln lässt. Ich werde meinen Lesefortschritt und mein abschließendes Fazit einfach hier in diesem Beitrag dokumentieren bzw.  aktualisieren.

"Altes Land" von Dörte Hansen

Lesetagebuch: 08. November  2015 – 18:25 Uhr / Titel: „Altes Land“, Verlag: Knaus
Insgesamt gelesen:  145 Seiten

Der Hamburger würde sagen: Der Süden beginnt für uns schon südlich der Elbe. Spitzer Stein. Nicht schpitz – – – spitz. Dat klingt voll nach Norden, nech? Oder Tach auch! Moin moin! So ist der Roman von Dörte Hansen; frei nach Schnauze und so richtig Norddeutsch. Platt wird geschnackt. Ich fahre gerade gedanklich mit dem Fahrrad durch ein duftendes Kirschblütenmeer, mitten durch das schöne Alte Land. Heinrich Lührs schneidet mit geradem Rücken seine Hecken, Vera von Kamcke, die immer ´solche Sachen` macht, reitet auf ihrem Pferd im Galopp an mir vorbei und Karl Eckhoff, der sitzt traumatisiert auf Ida Eckhoffs Bank und raucht. Was für Sachen Vera macht, sind nur kleine Verrücktheiten, wie kopfüber in den Bach zu springen. Das tut nichts zur Sache, aber ihre Geschichte lässt uns nachdenklich werden. Vor allem angesichts der gegenwärtigen Situation, wo Menschen vor Krieg und Folter aus ihrer Heimat flüchten. Vera war noch ein Kind, als sie mit ihrer Mutter Hildegard von Kamcke auf Ida Eckhofs Hof strandete. Sie wurden aus ihrer alten Heimat Ostpreußen / Masuren vertrieben. Und das ist eine Geschichte, wie sie viele kennen – so halb und halb erzählt. Das ist was Dörte Hansen auch so halb und halb vermittelt. Und wie sie uns heute halb und halb erzählt wird. Dabei braucht man nur in ihre leeren Augen zu sehen, um zu wissen, was das bedeutet – zu flüchten.

Primär geht es um die Hauptfiguren Vera und Anne. Zwei Lebensentwürfe, die gegensätzlicher nicht sein könnten und sich doch ähneln. Ergreifend bis satirisch behandelt Dörte Hansen die Themen Heimat, Flucht und Integration und das Aufeinanderprallen der Generationen, wobei sie nur die Oberfläche leicht ankratzt. Im Gegensatz zur scheinbaren Dorfidylle, stellt Annes Leben in der Großstadt einen Gegenpol dar. Natürlich erfüllen die Städter – die Schickimicki Öko-Bio Gesellschaft mit ihrem ganzen Chi-Chi und Anne (die betrogene Ehefrau) jedes Klischee. Aber da kommt man sonntags vom Bäcker zurück und kann Anekdoten erzählen – herrje, die in unsere festgefahrenen Vorstellungen genau reinpassen. Ich habe die ersten Seiten gelesen und bin an einem Punkt angelangt, an welchem ich nicht nur die olle Ida Eckhoff schmerzhaft vermisse, sondern auch endlich mehr von Vera erfahren möchte die, so scheint es, niemals in ihrer neuen Heimat ankommen wird. Genauso wie es auf Idas` verwittertem Giebel geschrieben steht: „Dit Huus is mien un doch nich mien, de no mi kummt, nennt’t ook noch sien.“ Es war der erste plattdeutsche Satz, den Vera gelernt hatte. Der zweite Satz kam von Ida Eckhoff persönlich: „Wovieel koomt denn noch von jau Polacken?“

20:07 Uhr

Ich hab ein  höff Problem:  höff, hof, hoff Eckhoff.

Veröffentlicht von Tanja

Bücher lesen, fotografieren, Musik hören, das Meer - das brauche ich wie die Luft zum atmen.

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