In den nächsten Tagen wird im ORF Theater in Klagenfurt unter dem Motto „Reise“ vorgelesen, gejubelt, gefeiert und gewetteifert. Ich saß vor einigen Tagen im Leuchtturm und las »Die große Fracht« aus dem Lyrik-Band »Die gestundete Zeit«. Das ergab sich eher aus einer Laune heraus und nicht etwa zur Einstimmung. Vielleicht werde ich die Tage ein paar gedankliche Wortfetzen zum Besten geben. Aber jetzt, jetzt geht es endlich los und ich bin bereit für den Bachmannpreis 2016 – die 40. Tage der deutschsprachigen Literatur. Sie gehören natürlich zum alljährlichen Ritual. Wie gewohnt hat die Jury 14 Autoren aus insgesamt acht Nationen eingeladen und ist damit so international aufgestellt, wie noch nie zuvor. Großartig!
Vorlesen werden: Marko Dinić (SRB), Ada Dorian (D), Tomer Gardi (Israel), Isabelle Lehn (D), Sascha Macht (D), Selim Özdogan (Türkei), Sharon Dodua Otoo (GB), Stefanie Sargnagel (Östereich), Sylvie Schenk (D), Bastian Schneider (D), Jan Snela (D), Astrid Sozio (D), Julia Wolf (D) und Dieter Zwicky (CH)
Wie die meisten, werde ich den diesjährigen Bachmannpreis vom 29. Juni bis zum 3. Juli über das Netz und das Radio Ö1 verfolgen. Auf der Seite des ORF wurden, wie in den vorherigen Jahren, die Autoren via Text und Video vorgestellt. Besonders gespannt bin ich auf die unten aufgeführten Damen und Herren.
Marko Dinić kommt gebürtig aus Wien. Seine Stationen im Leben finde ich sehr interessant. Er liest auf Einladung von Klaus Kastberger. 2012 erschien sein erster Gedichtband unter dem Titel »namen: pfade«. Aber wer oder was ist »Bureau du Grand Mot«? Ist das eine Gemeinschaft von Künstlern die sich, ähnlich wie die legendäre Gruppe 47, gelegentlich trifft, um über Literatur zu sprechen? Nun, ich bin dieser Frage nachgegangen. Anstoß war mir der Titel »warten auf das große wort: Eine Anthologie des Bureau du Grand Mot«. Ja ja, wozu gibt es Internet? Lobet den Herrn!
Tomer Gardi ist 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa geboren; er ist Autor, politisch engagiert und lebt in Tel Aviv. Er liest auf Einladung von Klaus Kastberger. Gardis erstes Werk wurde aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt und ist 2013 unter dem Titel »Stein, Papier – Eine Spurensuche in Galiläa« im Rotpunkt Verlag erschienen. Bei seinem neuesten Werk »Broken German« soll es sich um eine Art Großstadtroman handeln. Näheres erfährt man auf der Seite des Verlags Droschl und vielleicht auch über die diesjährige Bachmannpreisverleichung. Ich bin gespannt!
Sharon Odua Otoo stammt gebürtig aus London. Sie ist Mutter, Autorin und seit Jahren in der Initiative »Schwarze Menschen in Deutschland« unterwegs. Seit 2006 lebt und arbeitet sie in Berlin. 2012 wurde ihre erste Novelle »the things i am thinking while smiling politely« veröffentlicht. Ein Jahr darauf folgte die deutsche Übersetzung »die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle«. Das Autorenvideo, in welchem Sharon Odua Otoo ein wenig von ihrer bisherigen Lebensreise erzählt, zeigt sie als starke, selbstbewusste und lebenslustige Frau. Mich hat das Video und ihre Arbeit sehr neugierig gestimmt.
Die bereits veröffentlichten Werke einiger Autoren lassen erahnen, um welche Art von Text es sich jeweils handeln könnte. Es kündigt sich eine bunte literarische Mischung an; aus lauten, leisen und zarten Tönen. Und ich bin gespannt, was sie auslösen; ob diese Texte emotional etwas mit mir machen, sobald sie vorgetragen werden oder ich sie im Stillen lese. Das heißt, sobald sie für uns Zuschauer zugänglich gemacht werden. Nicht gänzlich unbekannt ist mir Selim Özdogan durch seine Werke »Trinkgeld vom Schicksal» und »Heimstraße 52«. Ich mag seinen plastisch-poetisierten Erzählstil. »Wieso Heimat, ich wohne zur Miete« steht natürlich auf meiner Liste, und weil die Autorenportraits von Isabelle Lehn und Sylvie Schenk auf mich so einen sympathischen Eindruck gemacht haben, ist diese um ein paar wenige Zeilen gewachsen. Ich versuche mich im Zaum zu halten, haben wir uns doch schon im Urlaub ein paar schöne Bücher gegönnt.
Darüber hinaus feiern wir dieses Jahr quasi ein Jubel-Jubeljahr. 40 Jahre Bachmann Preis und Ingeborg Bachmann selbst. Schließlich hätte sie dieses Jahr ihren 90. Geburtstag gefeiert. Aus diesem feierlichen Anlass widmet das Ö1 dem Bachmann Preis und der Kärntner Literatin verschiedene Sendereihen.
Viel Spaß uns allen!