Wenn ein Schatz zur Todesfalle wird – Stephen King´s „Finderlohn“

Finderlohn von Stephen King

Finderlohn von Stephen King

Wenn Stephen King eine Fortsetzung ankündigt, gilt es eigentlich als Novum. Sein Zyklus „Der schwarze Turm“ soll hier natürlich nicht unerwähnt bleiben. Nichtsdestotrotz waren Fortsetzungen nicht zwangsläufig ein Markenzeichen des Schriftstellers aus Bangor im US-Bundesstaat Maine. In den letzten Jahren hat sich dies jedoch geändert. Hatte er mit „Doctor Sleep“ eine gelungene Fortsetzung seines Bestsellers „Shining“ präsentieren können, wollte er nun eine neuere Erzählung fortführen.

Bill Hodges, ein Polizist im Ruhestand, gab sein Debüt in „Mr. Mercedes“ und nun tauchen er und sein kleines Team in „Finderlohn“ ein weiteres Mal auf der literarischen Bühne auf. Worum geht es?

Zur Story:

John Rothstein schrieb in den Sechzigerjahren drei berühmte Romane, welche schlussendlich auch seine erfolgreichsten Erzählungen waren. Die „Läufer-Trilogie“ zählte im fiktiven Amerika Kings als echter Meilenstein der amerikanischen Literatur. Doch die Folgejahre waren alles andere als ereignisreich. Der scheue Rothstein zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Der Ruhm seiner Buchserie wirkte fast wie eine Last, mit welcher er scheinbar nichts mehr anfangen mochte. Die Leserschaft jedoch verzehrt sich nach neuen Geschichten des Protagonisten Jimmy Gold, doch eine weitere Erzählung aus dem Leben dieses Mannes scheint ausgeschlossen. Hat der Autor den Stift aus der Hand gelegt? Morris Bellamy, ein krimineller Psychopath, ist ein glühender Fan der Buchreihe. Doch der letzte Teil reißt sein Bild eines waghalsigen Aussteigers völlig ein. Er sieht in den letzten Zeilen des abschließenden Romans einen ungeheuren Verrat. Dafür soll der Autor büßen. Mit zwei Ganoven verschafft er sich Zutritt ins Anwesen des Schriftstellers, um ihn zur Rede zu stellen. Bellamy weiß jedoch bereits früh, wie dieser „Besuch“ ausgehen soll. Nachdem sich Morris Bellamy von seinem ehemaligen Idol „verabschiedet“ hat, durchsucht die Bande das Anwesen nach möglichen Hinterlassenschaften, die sich zu Geld machen lassen könnten. Nach einer erfolgreichen Suche finden sie eine stattliche Summe an Bargeld und eine unglaublich große Menge an Notizbüchern. Bellamy interessiert sich nicht für die Banknoten – die Bücher könnten den weit größeren Schatz beinhalten. Doch noch bevor er in den Genuss dieser Hinterlassenschaften kommt, trifft er eine brutale Entscheidung, die ihn über viele Jahre ins Gefängnis bringt.

Durch einen puren Zufall entdeckt Peter Saubers Bellamys „Schatz“. In seiner Familie hängt der berüchtigte Segen gehörig schief. Finanzielle Probleme und die angeschlagene Gesundheit seines Vaters, der durch den Amoklauf eines Mercedesfahrers schwer verletzt worden war, zerren an den Nerven aller Familienmitglieder. Nichts wünscht sich Peter mehr, als dass sich seine Familie endlich von der düsteren Vergangenheit verabschieden könnte, um sich hoffnungsvoller auf die Zukunft zu freuen. Geld und eine sichere Anstellung wären da besonders hilfreich. Der nun entdeckte Fund könnte also der Beginn für ein besseres Leben darstellen. Doch während sich Peter nach intensivem Studium seines Schatzes auf ein sorgenfreies Leben freut, kann er nicht ahnen, dass sich dunkle Wolken über ihn und seine Familie ausbreiten. Denn der ursprüngliche Finder des Schatzes kommt einige Zeit nach Peters Fund aus der Haft frei. Was folgt, ist ein temporeiches Katz-und-Maus-Spiel, in welchem Bill Hodges und sein Team auf den Plan treten, um schlimmeres zu verhindern.

Fazit:

Mittlerweile sollte es kein Geheimnis mehr sein, dass ich ein großer Fan Stephen Kings bin. Trotzdem war ich bereits bei „Mr. Mercedes“ ziemlich skeptisch, ob es dieser Schriftsteller schaffen würde, einen gelungenen Thriller auf die Beine zu stellen. Meine Skepsis war schließlich völlig unbegründet. Nun folgt also mit „Finderlohn“ eine Fortsetzung statt. Doch wer vermutet, dass bereits mit den ersten Seiten ein großes Wiedersehen mit bekannten Figuren stattfindet, wird überrascht sein. Zu Beginn folgt der Leser bereits der zerstörerischen Spur Bellamys und lernt kurz darauf die zweite Hauptrolle des Romans kennen. Auch wenn Peter Saubers mit Kriminellen soviel gemein hat, wie eine Katze mit Hundefutter, findet sich in seiner Begeisterung für das Werk des Schriftstellers Rothstein die gleiche Gier, wie in der Besessenheit Bellamys. Somit kann sich der Leser bereits früh auf ein Duell einstellen, welches nur einen Sieger hervorbringen kann. Der Roman nimmt immer mehr Fahrt auf und das Tempo erinnert stark an die letzten Veröffentlichungen Kings. Fast fühlt man sich als Leser gestört, wenn plötzlich Bill Hodges auf den Plan tritt. Doch nach einer kurzen Eingliederung in die Geschehnisse dieser Erzählung zieht es Hodges und sein Team ebenso stürmisch in den Strudel. Der Abschluss dieser Erzählung ist gekonnt in Szene gesetzt und spannend. Wie es sich für eine gute Thriller-Reihe gehört, lässt uns auch King zum Ende etwas „zappelnd“ zurück. Denn dass auf „Finderlohn“ ein weiterer Roman folgt, steht außer Frage. Schlussendlich habe ich viel Spaß und Spannung erleben dürfen. Also ganz so, wie ich es erwartet habe!

Für alle, die nun neugierig geworden sind und auch den ersten Band kennenlernen möchten, findet ihr hier den Link zu meiner Buchvorstellung von “Mr. Mercedes

Finderlohn, 542 Seiten, Autor: Stephen King, HEYNE Verlag, ISBN 978-3-453-27009-1

 

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