Literatur aus Flandern und den Niederlanden / Aufgelesen: Frankfurter Buchmesse 2016

Anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2016 fliege ich für den Sonntagsleser in einem imaginären Luftschiff durch das Netz. Wo soll es hingehen? Zuerst möchte ich die aktuellen Verlagsvorschauen durchforsten, Herr Kapitän, um anschließend die farbenfrohe Buchlandschaft des Ehrengastes Flandern und den Niederlanden zu erkunden. Ich möchte nichts verpassen. Wie sie wünschen Mrs.! Volle Fahrt voraus!

Literatur aus Flandern und den Niederlanden

Ein paar Kostproben haben mich schon neugierig gestimmt, doch ich muss vorsichtig sein. Nicht dass ich ein halbes Jahr später beschämt und kopfschüttelnd auf einen ungelesen Stapel Bücher sitze. „Das ist mein Hof: Geschichte einer Rückkehr“ von Christ de Stoop habe ich mir direkt unter´m Arm geklemmt. Eine richtig gute Entdeckung, wie mir scheint!

Literatur Niederlande Flandern

533 Tage. Berichte von der Insel von Cees Nooteboom (Roman) Suhrkamp, Taxi Curcao von Stefan Brijs (Roman) btb, Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist von David Van Reybrouck (Sachbuch) Wallstein. Eine handvoll Sekunden von Peter Verhelst (Roman) secession

Niederlande-Flandern-Lit

Polderpoesie. Junge Lyrik aus Flandern und den Niederlanden (Gedichte) Stefan Wieczorek (Hg.) und Christoph Wenzel [sic] Verlag, Komm her und lass dich küssen von Griet Op de Beeck (Roman) btb, Verlangen von Kris Van Steenberge (Roman) Klett-Cotta, Wir da draußen von Firky El Azzouzi (Roman) Dumont

der schwarze see und fische retten

„Der Schwarze See“ von Hella S. Haasse (Roman) aus dem Verlag Lilienfeld. „Fische retten“ von Annelies Verbeke (Roman) aus dem Mare Verlag.

Aufgelesen: Frankfurter Buchmesse 2016

Die Buchmesse, das Podium für politische Themen

Das aktuelle Klima in Europa und in der Welt spiegelt sich, wie schon im Frühjahr in Leipzig, auch in der Literatur wieder. Die Kriege in Syrien und in der Ukraine, der Populismus und Nationalismus. Ja, der ganze Hass vergiftet und spaltet unsere Gesellschaft. Ich dachte, dass dieser Kern irgendwann im Keim erstickt, dass die Luft ausgeht. Aber es wird immer schlimmer! Wer hätte gedacht, dass es Bürger gibt, die das System der BRD ablehnen und als sogenannte Reichsbürger in ihrer ganz eigenen Welt durch die Gegend rennen? Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit wird auf der Straße und im Netz hemmungslos gehetzt, geschimpft und gedroht. Scheinbar ist alles erlaubt! Wie kann der Verfassungsschutz diesen Zustand überhaupt hinnehmen? Deshalb war ich auch so gefesselt vom Interview, das auf dem blauen Sofa mit der investigativen Journalistin Carolin Emcke zu ihrem Buch „Gegen den Hass“ geführt wurde, die unlängst – und das völlig zu Recht – mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde. Alles in allem beschäftigt mich die Frage, woher der Fremdenhass rührt und warum er europaweit soviel fruchtbaren Boden findet. Ein unverzerrter Blick in unsere jüngste historische Vergangenheit führt uns zum Beispiel die Versäumnisse der Regierung vor Augen. Das Gespräch mit Can Dündar , in welchem er unter anderem ganz unverblümt das Handeln der deutschen Regierung beschreibt und nebenbei auch kritisiert, seine Motivation, etwas zu verändern um die Welt ein Stück weit besser zu machen, zumindest für zukünftige Generationen, hat mich beeindruckt. Was aber kann man zwischen diesen Abgründen machen, damit die Gesellschaft wieder näher zusammenrückt? Die jetzige Situation fühlt sich jedenfalls an, als würde das Herz Europas bald stillstehen.

gegen-den-hass-und-flucht

Diese drei Exemplare hab ich schon seit drei Tagen hier liegen. „Das ist mein Hof…“ , „Flucht“ von Hakan Günday (Roman) und „Gegen den Hass“ von Carolin Emcke.

So nun aber zu etwas erfreulicherem. Breit grinst. Oliver hat mir „Komm her und lass dich küssen“ aus der Stadt mitgebracht. Und online … *räusper* habe ich mir Polderpoesie in den Einkaufswagen gelegt. Schakkalakkaschakkalakka ja ja! Um diesen Beitrag nicht noch mehr in die Länge zu ziehen, habe ich mich entschlossen, meine Sonntagsleserkomposition erst nach der Buchmesse zu verfassen.

Links zu interessanten Beiträgen: ZDF Buchmesse Berichte (Video), Kultur aus Flandern, flandern16.de, Literatur aus Flandern und die Niederlande, fixpoetry – Dit is wat we delen. Dies ist, was wir teilen. [1] , Autorenübersicht, Glück verbreiten, Für das Wort und die Freiheit

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
Ich nahm es so im Wandern mit,
Auf daß es einst mir möge sagen,
Wie laut die Nachtigall geschlagen,
Wie grün der Wald, den ich durchschritt.

Wir feiern ein Jubel-Jubeljahr! Bachmannpreis 2016

40. Tage der deutschspracigen Literatur 2016

In den nächsten Tagen wird im ORF Theater in Klagenfurt unter dem Motto „Reise“ vorgelesen, gejubelt, gefeiert und gewetteifert. Ich saß vor einigen Tagen im Leuchtturm und las »Die große Fracht« aus dem Lyrik-Band »Die gestundete Zeit«. Das ergab sich eher aus einer Laune heraus und nicht etwa zur Einstimmung. Vielleicht werde ich die Tage ein paar gedankliche Wortfetzen zum Besten geben. Aber jetzt, jetzt geht es endlich los und ich bin bereit für den Bachmannpreis 2016 – die 40. Tage der deutschsprachigen Literatur.  Sie gehören natürlich zum alljährlichen Ritual. Wie gewohnt hat die Jury 14  Autoren aus insgesamt acht Nationen eingeladen und ist damit so international aufgestellt, wie noch nie zuvor. Großartig!

Vorlesen werden: Marko Dinić (SRB), Ada Dorian (D), Tomer Gardi (Israel), Isabelle Lehn (D), Sascha Macht (D), Selim Özdogan (Türkei), Sharon Dodua Otoo (GB), Stefanie Sargnagel (Östereich), Sylvie Schenk (D), Bastian Schneider (D), Jan Snela (D), Astrid Sozio (D), Julia Wolf (D) und Dieter Zwicky (CH)

favorisierte Bücher und Autoren Literaturtage 2016

Wie die meisten, werde ich den diesjährigen Bachmannpreis vom 29. Juni bis zum 3. Juli über das Netz und das Radio Ö1 verfolgen. Auf der Seite des ORF wurden, wie in den vorherigen Jahren, die Autoren via Text und Video vorgestellt. Besonders gespannt bin ich auf die unten aufgeführten Damen und Herren.

Marko Dinić  kommt gebürtig aus Wien. Seine Stationen im Leben finde ich sehr interessant. Er liest auf Einladung von Klaus Kastberger. 2012 erschien sein erster Gedichtband unter dem Titel »namen: pfade«. Aber wer oder was ist  »Bureau du Grand Mot«?  Ist das eine Gemeinschaft von Künstlern die sich, ähnlich wie die legendäre Gruppe 47, gelegentlich trifft, um über Literatur zu sprechen? Nun, ich bin dieser Frage nachgegangen. Anstoß war mir der Titel  »warten auf das große wort: Eine Anthologie des Bureau du Grand Mot«. Ja ja, wozu gibt es Internet? Lobet den Herrn!

Tomer Gardi ist 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa geboren; er ist Autor, politisch engagiert und lebt in Tel Aviv. Er liest auf Einladung von Klaus Kastberger. Gardis erstes Werk wurde aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt und ist 2013 unter dem Titel  »Stein, Papier – Eine Spurensuche in Galiläa« im Rotpunkt Verlag erschienen. Bei seinem neuesten Werk »Broken German« soll es sich um eine Art Großstadtroman handeln. Näheres erfährt man auf der Seite des Verlags Droschl und vielleicht auch über die diesjährige Bachmannpreisverleichung. Ich bin gespannt!

Sharon Odua Otoo stammt gebürtig aus London. Sie ist Mutter, Autorin und seit Jahren in der Initiative »Schwarze Menschen in Deutschland« unterwegs. Seit 2006 lebt und arbeitet sie in Berlin. 2012 wurde ihre erste Novelle »the things i am thinking while smiling politely« veröffentlicht. Ein Jahr darauf folgte die deutsche Übersetzung »die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle«. Das Autorenvideo, in welchem Sharon Odua Otoo ein wenig von ihrer bisherigen Lebensreise erzählt, zeigt sie als starke, selbstbewusste und lebenslustige Frau. Mich hat das Video und ihre Arbeit sehr neugierig gestimmt.

Die bereits veröffentlichten Werke einiger Autoren lassen erahnen, um welche Art von Text es sich jeweils handeln könnte. Es kündigt sich eine bunte literarische Mischung an; aus lauten, leisen und zarten Tönen. Und ich bin gespannt, was sie auslösen; ob diese Texte emotional etwas mit mir machen, sobald sie vorgetragen werden oder ich sie im Stillen lese. Das heißt, sobald sie für uns Zuschauer zugänglich gemacht werden. Nicht gänzlich unbekannt ist mir Selim Özdogan durch seine Werke »Trinkgeld vom Schicksal» und »Heimstraße 52«. Ich mag seinen plastisch-poetisierten Erzählstil. »Wieso Heimat, ich wohne zur Miete« steht natürlich auf meiner Liste, und weil die Autorenportraits von Isabelle Lehn und Sylvie Schenk auf mich so einen sympathischen Eindruck gemacht haben, ist diese um ein paar wenige Zeilen gewachsen. Ich versuche mich im Zaum zu halten, haben wir uns doch schon im Urlaub ein paar schöne Bücher gegönnt.

Darüber hinaus feiern wir dieses Jahr quasi ein Jubel-Jubeljahr. 40 Jahre Bachmann Preis und Ingeborg Bachmann selbst. Schließlich hätte sie dieses Jahr ihren 90. Geburtstag gefeiert. Aus diesem feierlichen Anlass widmet das Ö1 dem Bachmann Preis und der Kärntner Literatin verschiedene Sendereihen.

Viel Spaß uns allen!

Mixtape: Laut aufgedreht!

altes radio retro

Ein bisschen Sommer, Sonne und gute Laune. Diesen Mixtape habe ich unlängst im Musik-Blog Nicorola entdeckt. Laut aufgedreht, dauerte es nicht lange,  bis ich auch das letzte Staubkorn im Leuchtturm von den Wandbildern entfernt hatte. Wie auch immer, es ist Zeit den Sommer draußen zu genießen, mit unseren Freunden, Musik, Buch, Grill, dem ganzen EM Wahnsinn und allem.