Netter unscheinbarer Typ sucht… – Stephen King´s „Mr. Mercedes“

Mr. Mercedes

Wie oft sieht man diese Menschen? Unscheinbar, nett und zuvorkommend treten sie ihren Mitmenschen gegenüber. Sie sind stets freundlich, haben immer ein offenes Ohr für die Belange und Sorgen ihrer Mitbürger und zeigen mit ihrem fast fröhlichen Wesen, dass es noch etwas Gutes in einer Welt voller Zweifel und Ängste zu geben scheint. Doch was bleibt im Verborgenen? Welche Abgründe oder welch´ tiefsitzender Hass brodelt in dem einen oder anderen Menschen, welche doch stets freundlich grüßen oder für ein nettes Wort ihre eigenen Sorgen hinten anstellen?

 Diese Fragen hat sich Bill Hodges in seiner langen und ruhmreichen Karriere sicher oft gestellt. Ausgerechnet sein letzter Fall als Detective der hiesigen Polizei wandert in die Abteilung „Aktenzeichen XY – ungelöst“. Diese Person, welche mit seiner Amokfahrt am City Center für Tote und teils Schwerstverletzte gesorgt hat, hinterließ viele offene Fragen. Keine „heiße Spur“ – Mutmaßungen und fragende Blicke im Kollegenkreis sind das einzige Indiz. Mit dieser Ratlosigkeit und der ewigen Frage nach dem WARUM beginnt Bills tristes Pensionsdasein.

Vielleicht hätte er bereits seinem Nichtstun ein lautstarkes Ende gesetzt, wenn nicht unerwartete Post ins Haus geflattert wäre. Mit einem Schlag wird Bills Spürnase wiederbelebt und es beginnt ein Katz-und-Maus Spiel, welches eine Tatsache von Beginn an aufzuzeigen scheint: Mr. Mercedes fährt wieder!

Mr. Mercedes

Der „Meister des Übernatürlichen“ hat uns in den letzten Jahren immer wieder überrascht. Stets standen diese fantastischen Elemente im Raum seiner Geschichten. Da gelangt ein Lehrer durch eine Art Zeitmaschine in die späten 50er Jahre, um den Lauf der Zeit zu verändern („Der Anschlag“) oder eine riesige undurchdringliche Kuppel schneidet die Bewohner eines kleinen Ortes von der Außenwelt ab („Die Arena“).

In „Mr. Mercedes“ sieht die Welt diesmal völlig anders aus. Hier sind keine überirdischen Mächte am Werk. Erzählt wird ein Kriminalfall, welcher zu einem gut durchdachten Thriller heranwächst.

Vielleicht mag es dem einen oder anderen Leser nicht gefallen, dass Mr. King nun unter die Thrillerautoren gegangen ist und seiner ganz eigenen „SciFi-Welt“ zumindest in diesem Buch dem Rücken kehrte. Doch King-Leser wissen bereits, dass solche Perioden immer wieder bei Stephen King auftauchen. „Frühling, Sommer, Herbst und Tod“ ist so ein Beispiel, welches mir sofort einfällt. Eine Sammlung von Kurzgeschichten, welche ohne „Special Effects“ ausgekommen ist.

Auch King ist in der Lage, gute Kriminalromane zu schreiben. „Mr. Mercedes“ gehört definitiv dazu und hat mir in den letzten Tagen viel Spaß bereitet.

Aber…

Ich bin ein riesiger Fan seiner „fantastischen“ Geschichten. Ich liebe Geisterwelten wie in „Shining“ oder „Doctor Sleep“. Ich wandere gern durch die „Dead Zone“ oder fahre Karrussell mit einem monströsen Clown. Ich nehme gern an unmenschlichen Wettbewerben in einer düsteren Zukunft teil oder reanimiere Haustiere auf alten indianischen Friedhöfen.

Fakt bleibt jedoch, dass „Mr. Mercedes“ ein gut gemachter Thriller geworden ist. Er ist spannend und packend. Ganz so, wie es sich für eine gute Geschichte gehört. Ich bin mir jedoch auch sicher, dass der nächste King wieder „fantastische Elemente“ für die Leserschaft bereithält. Dies ist schließlich die absolute Stärke des Autors, den ich so sehr mag. King kann zweifellos alles schreiben – doch seine überirdische Fantasie, welche stets in einem „Gänsehautsturm“ über mich hinweg fegt, liegt mir als Leser noch mehr am Herzen.

Fazit:

„Mr. Mercedes“ hinterlässt einen zufriedenen Leser! Die Geschichte ist spannend und detailliert erzählt – ganz so, wie man es von King gewohnt ist.  Für die kühlen Herbst- und Wintermonate ist dieser Roman eine echte Empfehlung wert, auch wenn hier keinerlei Monster oder überirdische Kräfte am Werke sind.

 x Autor/in: Stephen King
x Titel: Mr. Mercedes
x Übersetzer/in: Bernhard Kleinschmidt
x Genre: Krimi / Thriller
x 592 Seiten
x Heyne Verlag
x ISBN: 978-3453269415

1 Kommentar

  1. Oh, wie sehr habe ich auf die Rezension gewartet 😀 Ich überlege ja immer noch, ob „Mr. Mercedes“ etwas für mich ist. Mit Krimis konnte ich bisher leider nie etwas anfangen. Wenn es aber wirklich, wie du schreibst, Thriller-Elemente hat, könnte ich eventuell doch Gefallen daran finden …

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