“Soll ich den Stein aufheben und zu neuem Leben erwecken?”
Der gesichtslose Erzähler und die Erinnerungen an eine außergewöhnliche Freundschaft. Eine Freundschaft, die dem Erzähler ohne Gesicht und ohne Namen nah und doch so fern erscheint. Eine Freundschaft ohne Umarmung – gibt es sowas? Ich lese und philosophiere – ganz im Stillen, ganz für mich. So wie es wahrscheinlich auch Konrad jeden Donnerstag allein gemacht hat. Man weiß es nicht! Der eine Jurist, der andere Philosoph.
“Wir fühlten uns damals noch in der Geistesnähe von Mark Twain oder Edgar Allan Poe, aber wir schlüpften schon in die Phantasie von Hemingway, Sartre und Camus.”
Ein Satz der mich nachdenklich stimmt. Lebten die philosophischen Gespräche der Freunde im Schatten dieser namhaften Persönlichkeiten, wenn sie über Ist, Sein und Dasein philosophierten? Was ist die Erfüllung des Lebens?
Mein Bruder schiebt sein Ende auf
“Er sagt, es war ein Krieg, alles war schrecklich. Du kannst dir das nicht vorstellen. Das versteht nur jemand, der das mitmachen musste.” S. 93
In dieser zweiten Erzählung geht es um zwei Brüder, um Liebe und ein stummes Wünschen und um noch viel mehr.
Ich greife gedanklich nach Gesprächsfetzen, oder den Gedanken des Erzählers und schmiede meine eigenen. So ist das immer, wenn ich ein neues Werk von Joseph Zoderer lese. Beide Erzählungen haben etwas trauriges und sagen selbiges aus, obwohl sie völlig unterschiedlich sind. Es ist der Abschied, die Einsamkeit, der Schmerz und der Wunsch der Befreiung. Fast schon wie ein krampfhafter Kampf mit sich selbst! Mir gefällt der Schreib- und Sprachstil der zweiten Erzählung jedenfalls besser als bei der Ersten. So muss das sein Herr Zoderer! Diese zweite Erzählung hat mich berührt!
x Autor/in: Joseph Zoderer
x Titel: Mein Bruder schiebt sein Ende auf
x Genre: Erzählung
x 141 Seiten
x Haymon
x ISBN: 3852187591