AUFGELESEN – BUCHBESPRECHUNGEN, WELTENBUMMLER UND DICHTER
Viel war los! Siegfried Lenz, einer der bedeutensten Schriftsteller der Gegenwarts- und Nachkriegsliteratur ist von uns gegangen. „Deutschstunde“, „Die Ferne ist nah genug“ oder „Das Feuerschiff“; sicherlich steht bei uns Lesern mindestens ein Werk im Bücherregal, das aus seiner Feder stammt. Siegfried Lenz wollte so viel werden – ein Fischer, mit elf Jahren ein richtig guter Spion, später wurde er Schriftsteller.
Reich-Ranicki sagte einst: „Er ist unter allen deutschen Geschichtenerzählern der Beste“. Als DIE WELT kürzlich schrieb: “ Ostpreußen war seine Sehnsucht, Hamburg seine zweite Heimat“ hat mich dieser eine Satz sehr gerührt und außerdem an die Herkunft meiner Großeltern erinnert. Gleiches gilt für die Geschichten, die sich Olivers Mama selbst in ein kleines Heftchen notiert, und uns daraus zum Ende eines jeden Jahres vorliest.
Wenn sie von ihrer Heimat und ihrer Kindheit erzählt bekomme ich immer glasige Augen. Diese Geschichten sind historisch, traurig, humorvoll und schön. Ein großer Schatz! Für mich gehören sie veröffentlicht. Ja, mein letzter Absatz hat nun wirklich nichts mit Siegfried Lenz zu tun, aber manchmal überkommt es mich; dann muss alles woran ich gerade denke und woran ich glaube raus.
Wer den deutschen Buchpreis 2014 und den diesjährigen Nobelpreis in der Kategorie Literatur erhalten hat, ist allseits bekannt und braucht bestimmt nicht noch einmal erwähnt zu werden. Dass Lutz Seiler bereits vor seinem Debüt „Kruso“ mit der Arbeit an seinem neuen Roman begonnen hatte, hat mich ehrlich gesagt verblüfft. Besonders, weil so viele Schriftsteller nach diesem endlosen Ritt (Schreiben, Veröffentlichung, unendlich viele Pressetermine, Buchmesse etc.) – wie sie meistens berichten – völlig leergelaufen sind. Die Frankfurter Buchmesse war und ist selbst nach ihrem Ausklang das Gesprächsthema NUMERO UNO. Gut, jetzt (eine Woche später) hat uns der Alltag wieder eingeholt und alles hat sich beruhigt.
Der Lese-Leuchtturm war zwar nicht direkt vor Ort, aber wir können euch sagen: Auch unsere Tage waren bunt. Manchmal wolkig bis heiter, vor allem aber heiter! Buchmesse ist: Geballter Wahnsinn, da gibt es keine Stufen! Es wird „getwittert, retweetet, gefavt“. Ja, im Leuchtturm konnten wir unsere Zeit frei einteilen. Trotzdem braucht es manchmal eine Auszeit, fern vom Netz und all´ den Informationen, die auf uns einprasseln. Einmal Luft holen und daheim den Wahnsinn häppchenweise genießen. Genauso haben wir das gemacht.
BLOGGER, FRANKFURTER BUCHMESSE 2014, FINNLAND.COOL
VIRENSCHLEUDERPREIS 2014
Wie ansteckendes Marketing geht, zeigt uns Leander Wattig in dem er Viren schleudert und uns alle ansteckt. Wer hat sich bei dem Namen nicht schon mal gefragt: „Was zur Hölle ist das? Virenschleuderpreis? Ein Virus? Geh´ weg!“ Eben mit dieser Frage fühlte Kerstin Hoffmann Leander Wattig auf den Zahn. Insbesondere für die, die bis dato mit dem Virenschleuderpreis nichts so recht anfangen konnten. Später erklärte uns die Literaturwissenschaftlerin und digitale Verlegerin Christiane Frohmann über das von erlesen.TV übertragene Livestream, wie man etwas „viral“ macht und allgemein, was den Virenschleuderpreis eigentlich genau ausmacht. Ein weiteres Beispiel das zeigt, wie mächtig das Internet und Instrument Social Media nicht nur in der Buch- und Verlagswelt ist. Letztlich geht es darum viele ansteckende innovative Projekte und Ideen im Netz mit der Nominierung zum Virenschleuderpreis bekannt zu machen, zu fördern und in den Kategorien Maßnahme / Strategie, Idee und Persönlichkeit entsprechend zu würdigen. Der Höhepunkt war natürlich die diesjährige Krönung. Wer neugierig ist und die Liste aller nominierten Teilnehmer durchforsten möchte: Hier ist der Link! Viel Spaß!
In den letzten beiden Wochen habe ich mich weniger auf Buchblogs herum getrieben, um in der ZDF Mediathek Autoren wie Karen Köhler, Peter Berling, Nino Haratischwili, Yvonne Hofstetter und viele weitere Schriftsteller zu erleben. Etwas bleibendes hat das Interview von Fadhil al Azzawl bei mir hinterlassen, als er auf dem blauen Sofa saß und über sein Werk „Der letzte Engel“ und seine Heimat Irak sprach. Zum Schluss sagte der Autor etwas, das mich sehr berührte: „Heimat ist da, wo ich schreiben und frei denken kann. Die ganze Welt ist meine Heimat. Man ist nur frei, wenn einem Engelsflügel wachsen und man von hier nach dort fliegen kann. Einfach so! „ So in etwa seine Worte. Und wenn ich mir geschworen hatte, im Anschluss der diesjährigen Frankfurter Buchmesse 2014 kein Buch zu kaufen, dann werde ich diesen Schwur jetzt brechen. Oliver ergeht es mit „Schmidt-Lenz / Geschichte einer Freundschaft“ nicht anders. Und dennoch: Der Stapel ungelesener Bücher hat im Leuchtturm höchste Priorität!
Obwohl Olli noch einen ganz besonderen Wunsch in den letzten Tagen mir gegenüber äußerste. „Wann erscheint wohl eine Autobiographie von Herrn Ströbele? Die würde mich wirklich reizen!“
Frankfurter Buchmesse ganz schick. „…wir fotografieren wieder die schönsten Outfits der #fbm14-Besucher“ lautete ein Tweet in der Timeline – ganz sanft war die Landung auf dem LOOKBLOG und siehe da, selbst Yoda blieb nicht verschont. Apropos Timeline: Auf Twitter war die Hölle los! Der Hashtag #1Buch1Satz initiiert von „DIE ZEIT“ wurde sogar im Morgenmagazin des ZDF erwähnt und forderte die Twittergemeinde heraus, mit einem Satz und mit nur 140 Zeichen ein Buch zu beschreiben. Natürlich hat auch der Lese-Leuchtturm mitgemacht. Einer unserer Lieblingstweets: „Wandern für den Weltfrieden“ J. R.R. Tolkien – Herr der Ringe
Was zeitgemäß ist, haben mittlerweile auch bekannte Kleinverlage wie beispielsweise Hanser erkannt. Warum aber finden e-books immer noch kein Gehör in den Feuilletons? Gilt das e-book als Abfallprodukt? Im BR2 Netzkongress im digitalen Katersalon wird kritisch nachgefragt. Christiane Frohmann (Verlegerin für digitale Literaturen) und Verlegerkollegin Zoe Beck (Autorin und Kolumnistin für die Sendung LiteraturEN vom SWR2) haben sich von Beginn an für das digitale Medium „e-Book“ eingesetzt und beantworten diese und andere Fragen. Vor allem geht es in ihrem Vortrag um die Vorstellung und Durchsetzung neuer literarischer Formen und Wege. AUTOR UND TEXT sollen über ein ansprechendes und kundenfreundliches Design der jeweiligen Verlagsseite im Vordergrund stehen. Dabei geht es vor allem um Kurz- bzw. sogenannte Mikrobloggtexte, welche zum Beispiel über die Twitteratur entstehen, die in lesbarer Form zugänglich gemacht werden sollen. Twitteratur sind Aphorismen und unterscheiden sich zwischen prosaischer Kurznachricht und performativer Kunst. Diese gegensätzliche neue Prosaform entspricht nicht den bekannten Merkmalen. Es wird kurz und weit gedacht. Prosa in Kurzform! Twitteratur ist also keine neue literarische Gattung. Nur jetzt wird sie salonfähig gemacht und vermarktet. Bekannte Twitteraten sind z. B. @RenateBergmann, @tiny_tales, @Anousch und viele andere. 2012 fand über The Association of American Publishers and Penguin Random House das erste Twitter Fiction Festival statt. In diesem Jahr wurde in Deutschland über #fbm14 das erste book fair Twitteratur Festival initiiert. Die Oberfläche ist auf den ersten Blick ähnlich gestaltet wie die des Twitter Fiction Festivals, und man darf hierzulande gespannt sein, wie sich die Book-Fair Plattform entwickelt. Was ich derzeit vermisse, sind allgemeine Informationen zum „Book-Fair-Twitteratur-Festival“. Nun gut, ich bin zu ungeduldig – schließlich befindet sich die Seite noch im Aufbau. Macht was draus!
In den Tagen nach der Messe, so ist es bei mir, warte ich „alle Jahre wieder“ gebannt auf das, was die Bloggerwelt zu berichten hat. Schaut schaut, seht her:
schneeschmelze : klappentexterin : Literaturen : p3000 : litteratur : wortmax mein-haus-mein-auto-mein-buchmessenrueckblick (LINK nicht mehr vorhanden): fast täglich berichteten Judith, Jessica und Dennis von Literatopia : … und „oho“ Hoffmann & Campe haben auch gebloggt : sternenwind : literaturcafe : astrolibrium : leidenschaft buch : lesenmitlinks.de und viele andere ebenso erwähnenswerte Berichte mit Rückblick auf die Frankfurter Buchmesse 2014 gibt es derzeit im Netz zu lesen.
Das Geschehen rund um die Frankfurter Messe 2014 haben wir vor allem über den informativen Messeblog beobachtet.
WELTENBUMMLER UND DICHTER
Ein mobiler Schwitzraum rollte in einem umfunktionierten Feuerwehrfahrzeug durch Frankfurt. Mikko Fritze, Leiter des finnischen Goethe-Instituts und der deutsche Spoken Word-Künstler Dirk Huelstrunk stellen uns mit Schweiss & Poesie, Autorinnen und Autoren der jungen finnischen Spoken Word Szene vor. Gerne wäre ich beim poetischen Roadtrip dabei gewesen. Begleitet wurden sie mit Musik von Janne Masalin (Folk-Punk, Helsinki), Bändi (finnischer Tango, Frankfurt) und Trio Plikat (A cappella-Chor, Turku).
Wärend meiner Reise durch das Netz habe ich Tarjas Foto- und Reiseblog Finnland.cool entdeckt. Ein Besuch lohnt sich!
„Finnland . cool“ war das Motto des Ehrengastes.
Liebste Grüße,
Tanja
“Wandern für den Weltfrieden” J. R.R. Tolkien – Herr der Ringe … ja, das trifft es wirklich gut 🙂 Ich hatte die Aktion nicht aktiv verfolgt und bin nur gelegentlich auf Facebook auf ein paar dieser 1-Satz-Beschreibungen gestoßen.
Sogar Oliver hatte Freude daran. Ich zitiere ihn: „Auf dem Highway ist die Hölle los.“ Na, welches Buch ist wohl gemeint? 😉