[Challenge] Gesammelte Schätze 2014 – April

gesammelte Schätze 2014

Der April, der April…
… völlig durchnässt wärmten wir uns an manchen Tagen mit Tee – gelegentlich auch mit Kaffee auf, und ließen die Abende mit Film oder/und Buch ausklingen. Das war ein April, wie man ihn kennt. Ein schönes Geräusch wenn man drinnen im Warmen sitzt und die Regentropfen gegen die Fenster prasseln hört, nicht wahr? Jetzt, wo die Sonne scheint, und bereits in wenigen Tagen die ausgegrabenen Schätze aus dem Mai veröffentlicht werden ist mir aufgefallen, dass ich meine Zitate aus dem April noch nicht veröffentlicht habe. Weitere Infos zur [Challenge] Gesammelte Schätze 2014 gibt es bei Bibliofeles.

Hier meine kleine Auslese aus dem Buch „Die Landkarte der Zeit“ von Felix J. Palma

„Über Harrington Mansion legte sich jetzt die Nacht mit der wehenden Anmut eines herabsinkenden Schleiers. Der volle Mond stand in verblichenem Weiß am Himmel, ergoss seinen milchigen Glanz über die Ziergärten, die das Haus umgaben, steife Blumenbeete und Hecken und riesige Springbrunnen aus Stein mit pompösen  Skulpturen von Sirenen, Faunen und der ganzen dazugehörigen unmöglichen Verwandschaft. S. 17

Andrew betrachtete den Mond eine Weile und fragte sich, ob der Mensch eines Tages dahin gelangen könne, wie von Jules Verne oder Cyrano de Bergerac beschrieben. Was würde er vorfinden, wenn es ihm gelänge auf diese perlmuttfarbenen Oberfläche zu landen? Wobei es egal wäre, ob ihm das mit einem Luftschiff gelang, in einem riesigen, aus einer Kanone abgeschossenem Projektil oder indem er sich ein Dutzend mit Morgentau gefüllte Flaschen umband, die ihn beim Verdunsten gen Himmel tragen würden, wie es der Held in der Geschichte vom Gascogner getan hatte. Beim Dichter Ariost war der Trabant zu einer Fundstelle für alte Flaschen geworden, in denen der Verstand jener aufbewahrt wurde, die ihn verloren hatten. Andrew indes fühlte sich mehr von Plutarchs Vorschlag angesprochen, der sich den Mond als einen Ort vorstellte, zu dem die reinen Seelen wanderten, wenn sie die Welt der Lebenden verlassen hatten. S. 18

„Wie jeder empfindsame Leser genoss Charles zwar die Lektüre von Homers „Odyssee“ oder Ilias, wahres Lesevergnügen hingegen empfand er erst, wenn er sich in die aberwitzigen Seiten eines Romans wie *Der Froschmäusekrieg und seine Folgen* vertiefte, in dem der blinde Dichter sich selbst parodiert und in epischer Breite von einer Schlacht zwischen Fröschen und Mäusen erzählt. [..] S.35

„Andrew, ich glaube nicht, dass dies der passende Augenblick ist, um..“ begann sein Vater sichtlich verärgert, doch Andrew stoppte ihn mit einer unerwartet autoritären Handbewegung. „Ich versichere dir, Vater, dieser Augenblick ist ebenso schlecht wie jeder andere,“ sagte er und versuchte das Gleichgewicht zu wahren, um seinen gewagten Auftritt nicht auf dem Fußboden liegend zu beenden. Sein Vater machte ein verdrossenes Gesicht, zwang sich aber zur Ruhe. Andrew holte tief Luft. Der Moment war gekommen, sein Leben für immer zu zerstören. „Und die Frau, die mein Herz gestohlen hat“ sagte er, „ist eine Prostituierte aus Whitechapel namens Marie Kelly.“ Nachdem er es ausgesprochen hatte schaute er die Anwesenden herausfordernd an. Es gab erschrockene Gesichter, Hände an Köpfen, hochgeworfene Arme, doch niemand sagte etwas. S. 81

„Wells hatte das Gefühl, als hätte die Luft im Zimmer zu vibrieren begonnen, als wäre die Wirklichkeit an einen Kreuzweg gelangt, als warte das Universum auf seinen Richtspruch, um zu erfahren, wie es weitergehen soll. Es war, als wäre sein Schweigen ein Stausee, ein Deich, der den Lauf der Dinge aufhielt.“ S. 451

Mein Angelhaken fischte die schönsten Worte aus Palmas Buch. Ich war ein geduldiger Fischer, bis ich aufgrund der Vielzahl schöner Sätze zu meinen PostIts griff. Neuerdings fülle ich mein Notizbuch mit allem was ich festhalten möchte, also ergänze ich die entdeckten Perlen mit meinen Gedanken. Handlungsorte, Zeiten, Namen, historische Ereignisse – all das wird mich, wenn ein paar Jahre ins Land gezogen sind, beim durchblättern  an viele erlebnisreiche Leseabende erinnern. Auch wenn mich „Die Landkarte der Zeit“ nicht vollends überzeugen konnte, bereue ich die Zeit nicht. Nein, ich würde sogar sagen „Die Landkarte der Zeit“ war für mich ein Gewinn.

Sich nach getaner Arbeit zu entspannen ist schöner wenn man sich ein tolles Buch oder Comic aus dem Regal angelt und liest, statt sich zwanghaft an den PC zu setzen und an mehreren Rezensionen zu feilen. Zumindest in diesem Monat.Was nicht ist, wird folgen. Aber mit Spaß! Ich kann gar nicht sagen wie sehnsüchtig ich auf Olivers Rezension zu „Winnetou unter Werwölfen“- Karl May (Parodie) von Peter Thanisch warte. Ganz besonders deswegen, weil ich das Buch vor knapp zwei Jahren selbst gelesen habe und ganz genau weiß: „Hey, damit triffst du garantiert seinen Nerv!“ Mit meiner Vermutung lag ich genau richtig. Lachfalten und Gesichtsmuskelkater sind garantiert. Köstlich wenn Oliver von seinen Bahnfahrten erzählte, denn dieses Bild – Sitznachbar guckt verschreckt hoch, weil da plötzlich einer wie ein Irrer losprustet, mit Hand vorm Mund und Tränen in den Augen, kann ich mir bildlich sehr gut vorstellen. Was die gesammelten Schätze angeht, so habe ich noch weitere in petto, allerdings möchte ich sie mir lieber für den Mai aufbewahren. „Die Schatten und der Regen“ von Håkan Nesser habe ich fast durch, der Roman gefällt – auch der Stil, aber mir ist nur nach Krimi wenn es draußen stürmt und regnet. Und jetzt scheint die Sonne und ich möchte am liebsten nach Blankenese fahren. Schönen Feierabend euch alle.

Übrigens bin ich in der vergangenen Woche im Netz auf viele interessante Beiträge, Rezensionen, Bücher, Dichter und Reiseberichte gestoßen, eigentlich ein Fall für den Sonntagsleser, allerdings ist heute der letzte Tag um den Beitrag zu posten, aber wie ihr bereits gelesen habt, habe ich einen anderen Plan. Strand, lesen, Cocktail schlürfen. Mal gucken was der Olli von meiner spontanen Idee hält, wenn er gleich nachhause kommt.

Liebe Grüße,
Tanja

Veröffentlicht von Tanja

Bücher lesen, fotografieren, Musik hören, das Meer - das brauche ich wie die Luft zum atmen.

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