Die deutsche Autorin Zoë Beck arbeitet seit 2004, neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit, u.a. als Übersetzerin und lebt in Berlin.
Ihr im Dezember veröffentlichter Thriller (Krimi) „Brixton Hill“ ist vor allem ein sozial- und gesellschaftskritischer Roman, in dem es unter anderem um die Riots linksradikaler Gruppierungen zur Zeit der Gentrifizierung in einstmals berüchtigten Londoner Stadtvierteln geht, sowie um soziale Netzwerke und die Macht des Internets; doch vordergründig geht es um die selbständige Eventmanagerin Em Vine. Sie stammt aus einer wohlhabenden Bankiersfamilie, zusammen mit Kimmy Rasmussen führt sie ihre eigene Agentur – in den Büroräumen, in einem der Luxushochhäuser von Canary Wharf.
„Es ist nicht der Aufprall, an den man sich später erinnert. Was man immer wieder vor sich sehen wird, ist der Moment des freien Falls. Und man wird die Stille dieses Moments hören. Denn die Welt hört auf, sich zu drehen. Alles ist ruhig. Nur der Körper fällt, schwebend, lautlos.“ S.7
Totaler Ausnahmezustand! Ein Rauchbombenangriff und ein kompletter Systemausfall im Gebäude – man vermutet einen Terroranschlag. Em muss dabei zusehen wie ihre beste Freundin Kimmy panisch (aus dem 15. Stock des Limeharbour Towers) in den Tod springt. Emma Vine, die gerade eben noch persönliche Daten zu ihre Person, aufgenommen durch DCI Palmer, gemacht hat, wird plötzlich in Handschellen abgeführt. Man verdächtigt Em, sich in die Gebäudetechnik eingehackt und so die Katastrophe ausgelöst zu haben. Em versucht auf eigene Faust zu ermitteln, verdächtigt Alan, mit dem sie vor Monaten ein kurzes Verhältnis eingegangen war und seit der Trennung von ihm gestalkt wird.
Auszug aus dem Klappentext:
„Ein falsches Spiel um Macht und düstere Geheimnisse beginnt. Ebenso die Jagd auf Em – im Netz und in der Realität…“
Emma Vine ist eine Person mit diversen Ecken und Kanten. Eingangs wird sie selbst von ihrer besten Freundin als kühl, nicht feinfühlig genug, manchmal sogar als emotions- und teilnahmslos beschrieben. Gegenüber Em fühlte ich zu Beginn Antipathie, Sympathie und zwischendrin sogar Empathie. Fast genauso ist es mir mit vielen anderen Charakteren ergangen. Jeder Charakter hat eine Schattenseite und so habe ich auf so ziemlich jeden den Finger gerichtet und mir gedanklich gesagt: Der ist es – ganz bestimmt! Das Margaret Thatcher benannt wird hat nicht nur den Grund, dass sie mit Emmas Großmuter Patricia Everett befreundet war, sondern dass sie 1980 unter anderem sämtliche staatliche Wohnungsbestände aufgehoben beziehungsweise privatisiert hatte. Dies trug zur Gentrifizierung ganzer Londoner Stadtteile bei und begründet mitunter den Handlungszeitraum im Roman, welcher mit dem 30. März 2013 beginnt und mit dem 01. Mai 2013 endet.
Der Autorin gelingt es, die realitätsnahe gesellschaftliche fortwährende Spannung im Stadtteil Brixton uns so vor Augen zu führen, dass es zu keiner Zeit langweilig wird. Dabei bedient sie sich an zeitnahen aktuellen Themen und deren Entwicklungen. Was die Spannung insgesamt angeht, so gibt es von Anfang bis Ende kein Aufatmen. Mit anderen Worten: Ich habe diesen Thriller (Polit-Thriller) regelrecht eingeatmet. Lediglich dem nahenden Ende fehlt es an Höchstspannung. Ich meine genau die Spannung, welche ich ungefähr bei Seite zweihundertsiebenundsechzig und auf den folgenden Seiten erlebt habe. Dennoch: Zoë Beck beherrscht zweifellos die Kunst der Kriminalliteratur – inhaltlich trifft sie den Nerv der Zeit.
x Autor/in: Zoë Beck
x Titel: Brixton Hill
x Genre: Krimi / Thriller
x 384 Seiten
x Heyne Verlag
x ISBN: 3453410424