Strom!
Was würde mit uns geschehen, wenn von einem Moment auf den anderen diese „Selbstverständlichkeit“ nicht mehr als Ressource verfügbar wäre?
Piero Manzano, ein italienischer Informatiker mit „Hackerqualitäten“, findet sich in so einem plötzlich stattfindenden Szenario wieder. Zu Beginn des großen „Blackouts“ sind es weite Teile Italiens. Nach kurzer Zeit verdunkelt sich auch in Schweden und breiten Teilen Frankreichs der elektronische Himmel. Auch Deutschland wird letztlich völlig lahmgelegt. Kurz gesagt: Der globale Blackout scheint tatsächlich eingetreten zu sein!
Pieros eigene Recherchen im heimischen Mailand entdecken eine mögliche Schwachstelle. Die jahrelange Erfahrung im IT-Sektor und das damit verbundene Know-how haben seine Sinne in diesem Bereich besonders geschärft. Als er eine mögliche Spur entdeckt und auf diese aufmerksam machen möchte, schenkt man seinen Mutmaßungen und Einschätzungen keinerlei Glauben. Warum auch? Ein Informatiker mit einer zweifelhaften Vergangenheit soll eine mögliche Lösung des Rätsels parat haben? Wie würde eine verantwortliche Person, die sich in einer schweren Krise mit so unsagbar vielen Problemen und Schwierigkeiten auseinandersetzen muss, auf solche Äußerungen reagieren?
Manzano wird nicht angehört. Er muss auf eigene Faust handeln, während fast ganz Europa, im wahrsten Sinne des Wortes, „im Dunkeln tappt“.
Marc Elsberg hat mit seiner Version einer globalen Katastrophe für viel Aufsehen gesorgt. Dieses Szenario ist schließlich keine Science-Fiction. Das deutsche Innenministerium und der Chef der Bundesnetzagentur haben in eigenen Ausarbeitungen auf so einen möglichen Katastrophenfall hingewiesen. In seinem Nachwort geht Elsberg auf diesen Umstand ein. So kam die erste Anfrage nach Erscheinen seines Romans nicht von einer Buchhandlung für eine mögliche Lesung, „[…] sondern von einem Institut, das sich mit dem Schutz kritischer Infrastrukturen beschäftigt.“
Wir alle können uns im derzeitigen Zustand nicht ansatzweise vorstellen, was es bedeutet, wenn von heute auf morgen über einen Zeitraum von nicht einmal einem Monat die Zeitrechnung eine „Rolle rückwärts“ vollbringt. Strom ist für uns zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das morgendliche Einschalten des Radios oder Fernsehers zum Frühstück. Der „Weckruf“ des Handys, um aus dem Bett steigen zu können und das alltägliche Duell mit unseren elektronischen Zahnbürsten – all´ das wäre in so einer Szenerie unmöglich.
Doch diese Katastrophe hält noch viele weitere Probleme und Schicksalsschläge als „Asse“ in der Hand. Nach Abschluss dieses Buches war ich in gleichem Maße begeistert und schockiert. So muss ich mir eingestehen, dass ich ein echter „Eletronik-Junkie“ bin. Für mich steht es außer Frage, auf Errungenschaften wie dem „Personal Computer“, dem Handy oder meinen Fernseher zu verzichten. Doch desweiteren zeigte mir der Autor auf, welche weiteren „Dominosteine“ ins Wanken geraten und fallen, sollte ein Blackout dieser Größenordnung über uns alle hereinbrechen. Wer die Hälfte des fast 800 Seiten starken Romans bewältigt hat (Was aufgrund der Spannung keine Schwierigkeit darstellen sollte!), könnte Schweißperlen oder ein leichtes „Unwohlsein“ verspüren.
Die Welt ist nicht fair! Es gibt mehr Arme, als Reiche! Dieser Umstand einer sich immer schneller drehenden Welt mit einem Globalisierungsmotor, der nie zum Erliegen zu kommen scheint, verlangt weltweit hohe Opfer. Diejenigen, welche nicht auf der „Sonnenseite des Lebens“ stehen, sehen in den Errungenschaft der Industrienationen eine ernsthafte Bedrohung. Somit sind Tür und Tor weit offen für radikale Gedanken und auch Taten. Genau dieses Thema wird vom Autor kurz zum Ende seines Romans angerissen. Doch warum nur kurz?
Genau das ist die Stärke des Romans. Die vielschichtigen Probleme der Globalisierung, die Menschenrechtsverletzungen und das Gefühl einer ungerechten Verteilung vom Reichtum in unserer Welt, ist oft Gegenstand hitziger Diskussionen gewesen. Piero Manzano und seine Freunde können und wollen diese Probleme und die damit verbundenen Fragen nicht beantworten. Ihr Problem, dieser Blackout, sorgt nur für einen einzigen Antrieb: Überleben!
Fazit:
Dieser Thriller ist für mich ein gelungener Start ins neue Jahr 2015 gewesen! Nach den ersten Seiten verspürte ich bereits den Drang, dieses Buch nicht aus den Händen legen zu wollen. Autor Elsberg erschafft eine Umwelt, die dem Leser sehr vertraut ist und doch als eine große „Unbekannte“ daherkommt. Kein einfacher Bürger setzt sich mit den Schwierigkeiten und technischen Fragen im Bezug auf unsere Stromversorgung auseinander, oder? Piero Manzano ist der richtige „Begleiter“ auf unserer Lesereise. Wir können nur hoffen, dass so eine Katastrophe nie eintreten wird. Wenn es doch eines Tages dazu kommen sollte, kann ich persönlich nur hoffen, jemanden wie Manzano in meinem Freundeskreis wiederzufinden.
Liebe Grüße,
Euer Olli
x Autor/in: Marc Elsberg
x Titel: Blackout – Morgen ist es zu spät
x Genre: Roman, Krimi / Thriller
x 800 Seiten
x Blanvalet
x ISBN: 978-3764504458