25 Jahre – Fall der Berliner Mauer und eine literarische Reise in die Vergangenheit

Harbour Front Literaturfestival 2014

Geschichte – historische Momente – ein Zeitpunkt für die Ewigkeit!

Harbour Front Literaturfestival 2014

Im Alter von 12 Jahren versuchten mir meine Eltern zu erklären, warum die Ereignisse im Herbst 1989 so historisch und wichtig für unser Land gewesen sind. Mit Tränen in den Augen saßen mein Vater und meine Mutter jeden Abend vor dem Fernseher, um die Nachrichten aus Prag, Warschau und – natürlich – der DDR sehen zu können. Da wir im „Zonenrandgebiet“ lebten und die Möglichkeit hatten, auch das DDR-Fernsehen sehen zu können, verglichen meine Eltern stets die unterschiedlichen Berichterstattungen. So war dies auch eine propagandistische Schlacht zwischen der „Tagesschau“ und der „Aktuellen Kamera“ – zumindest drückte sich mein Vater so aus.

Schlussendlich erfasste ich die ganze Breite dieser Ereignisse – spätestens mit dem Mauerfall am 09. November 1989, welches als „Wunder von Berlin“ in die Geschichtsbücher Einzug hielt, war auch ich gerührt und erstmals „politisiert“ worden.

Doch wann nahm dies alles seinen Anfang? Wie konnte es überhaupt 2 deutsche Staaten geben und wer sorgte für die Trennung? Meine Neugier war geweckt und ich wollte alles – ja, wirklich alles – über unsere Geschichte erfahren.

Nun sind bereits 25 Jahre vergangen – ein Vierteljahrhundert später sind Generationen entstanden, die das geteilte Deutschland nur aus den Geschichtsbüchern kennen. So wie sich meine Generation fragte, wie wohl die Zeit des Nationalsozialismus und der darauf folgende 2. Weltkrieg für die Menschen in Europa gewesen war, so fragen sich heute viele junge Erwachsene, wie das Leben im geteilten Deutschland – vor allem in der damaligen DDR – verlaufen ist.

Zum „Tag der Deutschen Einheit“ wollten Tanja und ich einen ganz besonderen Rückblick in diese Zeit werfen. Dabei half uns eine ganz besondere Matinée im Thalia-Theater in Hamburg. Unter dem Titel „Ungeteilter Himmel“ wurden Aussagen, Gedichte, Texte und Auszüge aus Geschichten und Biographien von bekannten Autoren wie z. B. Stefan Heym, Brigitte Reimann oder Wolf Biermann rezitiert.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Marianne Birthler, der ehemaligen Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen und Autorin des Buches „Halbes Land. Ganzes Land. Ganzes Leben„, welches in diesem Jahr erschienen ist.

Mit Hilfe der Schauspieler Barbara Nüsse, Patrycia Ziolkowska, Jens Harzer und Alexander Simon begann eine ganz besondere Zeitreise. Beginnend mit den 50er Jahren, der Teilung unseres Cover_BirthlerLandes bis zu dem ganz besonderen „Glücksmoment“ unserer Deutschen Geschichte, durchliefen wir mit Zeitzeugen das Leben, Hoffen und Bangen der Bürger in der Deutschen Demokratischen Republik.

„Von himmelhochjauchzend bis zu todebetrübt“ war diese besondere Vorstellung. Es wurde viel gelacht, Aussagen regten zum Nachdenken an und manchmal kamen auch Tränen zum Vorschein.

Das schlichte Ambiente auf der Bühne – lediglich eine lange Tafel, an denen sich die vier Schauspieler setzten und ein Rednerpult für Frau Birthler – im Hintergrund eine wolkenverhangene Leinwand. Mehr brauchte es nicht, um das Publikum auf das Wesentliche hinzuweisen. Die Dramaturgie, die teils leidenschaftliche Darstellung der Schauspieler und eine zum Ende hin sichtlich ergriffene Moderatorin, sorgten im Publikum für langanhaltenden Applaus.

Was bleibt an diesem Tag nach so einer Veranstaltung? Mit welchen Gedanken verlässt man das Theater? Ich denke, dass jeder Mitbürger nach so einem Event in ein wenig Nostalgie driftet. Aussagen wie die des Altkanzlers und früheren Bürgermeisters von Berlin, Willy Brandt („Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört.“), die „Montagsdemo“ in Leipzig oder die leidenschaftlichen Appelle von Männern wie Altkanzler Helmut Kohl („Mein Ziel ist es, wenn die geschichtliche Stunde es zulässt, die Einheit unserer Nation. Gott schütze unser Deutsches Vaterland!“) kommen in Erinnerung. Man sieht die Bilder der Prager Botschaft und den „schönsten unvollendeten Satz“ eines Deutschen (Außenminister Genscher: „Wir sind heute zu ihnen gekommen um ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise…“). Und was geschieht mit den Zeitzeugen, die diese Bilder sehen? Rührung – Demut – ein wunderbares Glücksgefühl!

Am Ende erfüllte mich Dankbarkeit! Danke für einen wundervollen Rückblick und die Erkenntnis, dass es etwas Besonderes war, Zeuge dieser gewaltlosen Revolution im eigenen Land gewesen zu sein. Ja, auch ein Heranwachsender kann die Tragweite mit Haut und Haaren spüren!

 

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