“Wer erschoss John F. Kennedy? Auf der Spur der Mörder von Dallas” von Jim Garrison

Hallo zusammen!

Der 22. November 1963 hat sich im Bewusstsein vieler Menschen fest eingebrannt. Die Ereignisse von Dallas sorgten für ein Phänomen der “kollektiven Trauer”, welche sich über den gesamten Globus erstreckte. John F. Kennedy war nicht nur der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika – er symbolisierte Veränderung und den Wunsch, neue Wege gehen zu wollen. Während seiner Rede zur Vereidigung sprach er einen Satz aus, der sich tief im Gedächtnis einer Nation eingraben sollte:

“AND SO MY FELLOW AMERICANS – ASK NOT WHAT YOUR COUNTRY CAN DO FOR YOU – ASK WHAT YOU CAN DO FOR YOUR COUNTRY…”

Nun findet sich dieser Ausspruch als Inschrift auf einer Gedenktafel wieder – auf dem Arlington Friedhof in der Nähe von Washington D.C.!

Garrison Interview zum Anschlag auf JFK in der Sun

Für viele Beobachter und Zeugen stellt das Attentat von Dallas nichts geringeres dar als den “Jahrhundertmord”. Es wurde nicht nur der wohl einflussreichste Mann der Welt getötet – es wurde eine neue Form der Politik zu Grabe getragen. Vor allem die Anhänger der Verschwörungstheorie, JFK sei einem Komplott auf höchster Regierungsebene zum Opfer gefallen, teilen diese Auffassung. Einer von ihnen war der ehemalige Bezirksstaatsanwalt von New Orleans.

Jim Garrison war in den frühen 60er Jahren in dieser Stadt tätig und ist (wie die meisten Amerikaner) schockiert, als er durch einen Mitarbeiter seines Büros von den Schüssen auf die Wagenkolonne des Präsidenten erfährt. Was ihn jedoch mehr schockieren wird, sind die Ermittlungspannen, Falschaussagen und Widersprüchlichkeiten bei der Aufklärung des Falles durch die Dallas Police und der eingesetzten Warren-Kommission.

Zum Buch:

Jim Garrison, Familienvater und erfolgreicher Staatsanwalt in New Orleans, ist in seiner Arbeit vertieft, als ein Angestellter seines Büros hereinstürmt. “Man hat auf den Präsidenten geschossen; vor wenigen Minuten in Dallas!” Er und Millionen von amerikanischen Bürgern werden am Ende des Tages eine traurige Gewissheit haben. Der Präsident ist tot! Der Polizeiapparat von Dallas hat binnen kürzester Zeit den vermeintlichen Attentäter festgenommen und auch die dazugehörige Tatwaffe sichergestellt. Der Bezirksstaatsanwalt von Dallas lässt über die hiesige Presse mitteilen, dass die Tat von einem Einzeltäter mit dem Namen Lee Harvey Oswald durchgeführt wurde. Während sich das Land in einer Art Schockstarre befindet, ereignet sich ein weiterer Mordanschlag in der texanischen Hauptstadt. Jack Ruby, ein ortsansässiger Nachtclubbesitzer, tötet wenige Stunden nach dem Anschlag auf J.F.K. den mutmaßlichen Mörder im Polizeidezernat von Dallas.

Am 25. November 1963, dem Tag der Beisetzungszeremonie, setzt der ehemalige Vizepräsident und jetzige Amtsinhaber Lyndon B. Johnson eine Kommission ein, die die Umstände und Beweggründe von Dallas aufklären soll. Der oberste Richter des Landes, Earl Warren, erhält den Vorsitz und unter seiner Führung wird der nach ihm benannte “Warren-Report” letztlich auch veröffentlicht. Das Urteil der Kommission ist eindeutig. Das Attentat von Dallas wurde von einem Täter ausgeführt: Lee Harvey Oswald!

Drei Jahre nach den Ereignissen kommt Jim Garrison mit dem Fall nochmals in Kontakt. Viele Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten veranlassen ihn letztlich dazu, eine Wiederaufnahme des Verfahrens einzuleiten. Der “Warren-Report” und viele weitere Einzelheiten entsprechen nicht seinem Rechtsempfinden und sorgen teilweise für blanke Empörung. Zu viele Pannen und unentschuldbare Verfahrensfehler zeigen dem Staatsanwalt auf, dass irgendjemand etwas vertuschen will. Möglicherweise eine Wahrheit, die das amerikanische Volk niemals erfahren darf.

In der frühen Ermittlungsphase entdecken Garrison und sein Team von Ermittlern, dass Oswald über einen längeren Zeitraum auch in New Orleans tätig war. Dies ist bereits der Grund, um Ermittlungen einzuleiten, da sich Oswald im Zuständigkeitsbereich des Anwalts befand. Die darauffolgenden Ermittlungen sorgen im Team für reichlich Irritation und im weiteren Verlauf wird klar, dass Oswald möglicherweise doch nur das war, was er selbst am Tag seiner Verhaftung in die Mikrofone der Journalisten sagte: “Ich bin nur der Sündenbock!”

Fazit:

Die Ereignisse von Dallas im Herbst 1963 gelten noch heute als eine Art “Schandfleck der amerikanischen Geschichte”. Warum kam es zu den Schüssen auf den Präsidenten? Wer hatte überhaupt ein Interesse daran, einen politischen “Anführer” aus dem Weg zu räumen und wer profitierte letztlich vom Attentat?

Der mittlerweile verstorbene Jim Garrison hat in seinem Buch die eigenen Bemühungen und Schwierigkeiten beschrieben, mit denen sich seine Kanzlei auseinandersetzen musste. Sein Buch bildete u. a. auch den Hintergrund für den Film “JFK – Tatort Dallas”, welchen Oliver Stone in den frühen 90er Jahren produzierte. Das Buch greift hier (wie so oft!) noch tiefer; auch wenn ich sagen muss, dass die filmische Umsetzung mit Kevin Costner äußerst gelungen ist.

Am Ende des Buches ist sich Garrison sicher, dass ein Staatsstreich mit dem Ziel der Ermordung Kennedys durch “kalte Krieger” aus den Reihen der Polizei von Dallas, des Secret Service, des F.B.I. und des C.I.A. ausgeführt wurde.

Nun kann man Anhänger dieser Verschwörungstheorie sein, oder auch andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Doch eines scheint völlig außer Frage zu stehen. Es muss noch mindestens einen weiteren Schützen gegeben haben, was auch der “Zapruder-Film” beweist.

Für mich ist dieses Buch ein Titel, der Fragen aufwirft. Man möchte als Leser oftmals durch Kopfschütteln und Fassungslosigkeit dem Autor beipflichten. Heute kann man sich wohl nur sehr schwer vorstellen, wie das Team um Jim Garrison ihren Kampf “gegen die Windmühlen” bestritt und welche Hindernisse es zu überwinden gab. Natürlich gab es keine Auflösung des Falles. Doch die breite Mehrheit in der Bevölkerung begann sich zu fragen, ob die Regierung und ihre Verfassungsorgane wirklich stets demokratisch und offen mit dem eigenen Volk umgegangen sind – ganz speziell im Fall von John F. Kennedy.

Ich möchte euch dieses Buch wärmstens empfehlen, denn wenn es auch nicht von einem professionellen Schriftsteller geschrieben worden ist, liest es sich wie ein echter Thriller.

Nur durch den kürzlich gelesenen Roman “Der Anschlag” von Stephen King bin ich über diese “Story” gestolpert. Ich habe mir vor langer Zeit den Roman besorgt, jedoch nie ernsthaft gelesen. Ich bereue es jedenfalls nicht und frage mich, wie viele “Verschwörungsanhänger” wohl unter euch sind? Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass ihr da draußen der Ansicht seid, Lee Oswald hätte alleine die Schüsse auf die Wagenkolonne abgefeuert. Oder sollte ich mich täuschen? 😉

x Autor/in: Jim Garrison
x Titel: Wer erschoss John F. Kennedy? Auf der Spur der Mörder von Dallas
x Genre: Sachbuch, Gegenwarts/Zeitgenössische Literatur
x 424 Seiten
x Bastei Lübbe Verlag
x ISBN: 378570626X

*aus dem Original-Beitrag vom 29. Juni 2012

2 Kommentare

  1. Lieber Oliver,
    ein sehr informativer Post über ein sehr interessantes Buch!

    Über die ganzen Verschwörungstheorien kann ich gar nix sagen, davon gibt es einfach zu viele zu allen möglichen offensichtlich unfassbaren Ereignissen.

    Aber es nimmt hoffentlich keiner ernsthaft an, dass z.B. Baracke Obama wirklich was zu sagen hat, wenn es ums Eingemachte geht. Dafür sind seit langem doch die Geheimdienste und die Wirtschaftsleute zuständig. Obama ist ja wohl bloß der Repräsentant – und ich finde, seine Präsidentschaft IST ein wunderbares Beispiel dafür,was passiert, wenn der irgendwie Gewählte nicht per se den braven Erfüllungsgehilfen gibt, wie weiland der frühdemente schlechte Schauspieler oder gar der ehemalige Bin Laden-Freund gwbush.

    Und wenn man das mal auf die BRD überträgt: wie soll man zum Beispiel diese ganzen Pannen bei der NSU-Fahndung interpretieren? Und warum bekam der Untersuchungsausschuss nicht alle und wenn schon, dann gerne mal leicht geschwärzte Akten. Und warum hat das unsere sogenannte Kanzlerin überhaupt nicht interessiert?

    Mir fiele jetzt noch was zur neuen afderpartei und Herrn Henkel ein, aber ich lasse das jetzt mal lieber. Jedenfalls hat Dein Post bei mir eine ganze Kette von Überlegungen hervorgerufen und in meinem Kopf wird das wohl noch ein bisschen so bleiben.

    Danke dafür und liebe Grüße
    Kai

  2. Hallo Kai!

    Diese „Kette an Überlegungen“, welche hier in Gang gesetzt worden sind, ist äußerst spannend und auch ein wenig beängstigend. 😉

    Psychologen nennen es womöglich „Massenhysterie“ – ein unglaubliches (negatives) Ereignis, welches von der Breite der Bevölkerung „verdaut“ werden muss. Tolkien hat sich einst gewünscht, dass es einen Gegenpart zur Katastrophe geben müsse – die Eukatastrophe. Wenn aus einer Tragödie, einem schrecklichen Ereignis, urplötzlich eine positive Wendung eintritt. Auch hierfür gibt es ja (Gott sei Dank) genügend Beispiele, z. B. der Fall der Berliner Mauer oder die Rettung von Bergarbeitern in Südamerika.

    Verschwörungstheorien gehören zu solchen Ereignissen einfach dazu. Schließlich ist es für uns nur sehr schwer möglich, solche Katastrophen einfach „abzuhaken“ und zum Tagesgeschäft überzugehen. Unsere Psyche verlangt nach einem zusätzlichen Ventil, um den entstandenen Druck lösen zu können. Wenn Personen des öffentlichen Lebens vom Schicksal niedergerungen werden (J.F.K., Robert Kennedy, Martin Luther King oder Prinzessin Diana), ist die Anteilnahme und die Frage nach dem „Warum?“ allgegenwärtig. Mit Sicherheit kann sich z. B. jeder daran erinnern, was er gerade tat, an diesem uminösen 11. September im Jahre 2001. Vielleicht weiß man auch noch, was es zum Frühstück gab, als von einem Autounfall im nächtlichen Paris 1997 die Rede war?

    Ich bin mir jedenfalls sicher, dass unsere Fähigkeit, solche Ereignisse mit neuem „Leben“ zu füllen – wie z. B. mit einer Verschwörungstheorie – den Zweck hat, unserem Verstand die Chance zur Regeneration und besseren Verarbeitung zu bieten.

    Auch wenn die Fragen, wie die über den Mordanschlag von Dallas, noch weiterhin im Raum stehen werden, werden wir wohl auch noch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit Ereignissen konfrontiert werden, die ein „Ablenkungsmanöver unseres Verstandes“ benötigen.

    Was den Fall Kennedy angeht: Solange der Senat die Akten um die Ereignisse von Dallas 1963 bis Mitte dieses Jahrhunderts unter Verschluss hält, werden die „bekannten“ Verschwörungstheorien auch weiter Bestand haben. 🙂

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