Sonntagsleser – Oktober 2015 #KW42

Deutscher Buchpreis 2015

Meine letzte Sonntagsleser-Komposition hatte ich vergangenes Jahr im Oktober 2014 geschrieben. Exakt ein Jahr später möchte ich euch verraten, wo mich mein kleiner #fbm15 Ausflug im Netz hingeführt hat.

AUFGELESEN: BUCHBESPRECHUNGEN / Kultur – WELTENBUMMLER UND DICHTER

Dass Frank Witzels Roman Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969″ den Deutschen Buchpreis 2015 verliehen bekommen hat, hatten wenige auf der Naht, weil es überhaupt nicht so Mainstream ist. Aber wann bitte wurde ein Werk ausgezeichnet, das die breite Masse ansprechen würde? Ich habe bis jetzt lediglich die Leseprobe gelesen, kann und darf mir also kein abschließendes Urteil darüber erlauben, wie Witzel die Vergangenheit der alten BRD und damit die Protestbewegung der ´68er wieder lebendig werden lässt, doch eines ist ganz sicher: Normal wird an diesem literarischen Konstrukt nichts sein. Es ist anders. Helmut Böttiger von Zeit Online schrieb, Witzels Roman sei ein „verrücktes Zauberwerk“. Interessant ist, was der Leser denkt – und natürlich auch, wie weit Meinungen auseinandergehen. Folglich hatte ich mich sehr dafür interessiert, wem das Privileg zuteil werden würde, das Buch im Rahmen des Projekts „Die Buchpreisblogger“ zu lesen. Mich hatte vor allem Kaffeehaussitzers Expedition in Form eines Lesetagebuchs interessiert, da sich herausgestellt hatte, dass ich mit meiner Vermutung, welche Richtung der Roman von Frank Witzel womöglich einschlagen würde, nicht unbedingt falsch lag. Wer indes mehr über die Entstehung  der Roten Armee Fraktion und deren Verlauf bis hin zu  ihrer Zerschlagung lesen möchte, denen möchte ich die Besprechung von Oliver zum Baader-Meinhof-Komplex von Stefan Aust empfehlen. Außer Rand und Band war sicherlich Jochen K. von lustauflesen.de, als er vom glücklichen Gewinner erfuhr. In seiner eindrucksvollen Besprechung schrieb er : „Frank Witzel verweigert dem Leser eine zwingende Chronologie, alles ist anachronistisch und in Teilen der Argumentation höchst widersprüchlich. Aber gerade das macht den enormen Reiz dieses Romans aus und macht ihn auch bedeutsam.“ So gibt es verhaltene und extrem positive Stimmen zum diesjährigen Gewinner des Deutschen Buchpreises.

Eine urbane Endzeitstimmung hält mich in Winters Garten, dem Roman von Valerie Fritsch, gefangen. Und die Liebe. Alles wirkt so unnahbar und es ist ungewiss, wohin mich ihre märchenhafte und zeitgleich (wenn ich an die konservierten Embryonen der Großmutter denke) bizarre Prosa führen wird. Viel lässt sich hineininterpretieren. Da sind Kleinigkeiten, die ich als versteckte Hinweise verstehen könnte und ich ahne, dass es keine Antworten geben wird, weswegen mich höchstwahrscheinlich im Nachhinein interessieren würde, wie der Autor seinen eigenen Text versteht. Leider hat es Winters Garten lediglich auf die LONGLIST geschafft und so irre die Szenen sind – der Text beflügelt mich. Es ist, als säße ich mit ausgebreiteten Armen in einem Kettenkarussell.  Unter mir ist alles verschwommen. (17.10.15)

BUCHBESPRECHUNGEN

Ein weiteres Buch, das es auf die Shortlist geschafft hatte, war „DAS BESSERE LEBEN“ von Ulrich Peltzer, woraus Sätze & Schätze „DAS BESSERE LESEN“ macht.

Buchrevier schrieb zu Winters Garten von Valerie Fritsch: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so ein sprachgewaltiges Werk in den Händen gehalten habe. Immer wieder habe ich meinen Bleistift gezückt und Sätze angestrichen.“

„Was machst Du, wenn es an Deiner Tür klingelt? Richtig, Du machst die Tür auf. Blöd nur, wenn vor der Tür der Tod persönlich steht und sagt, dass Du nur noch drei Minuten zu leben hast[..]“  – macht dieser Satz nicht neugierig? Oh man, Bibliophilin, was hast du nur wieder angerichtet [..] mich so zu ködern.

H wie Habicht. „Für mich waren die Falknerei-Abschnitte am interessantesten.“ Ich mag die Besprechung, weil die  Rezensentin Flora sich nur auf das Wesentliche beschränkt und nicht zuviel verrät.

Einen interessanten Austausch zu „Altes Land“ von Dörte Hansen – einem Buch, das ich leider immer nocht nicht gelesen habe, gibt es auf herzenszeilen. Und „Das Graue Sofa“ hat mich plötzlich an die Geschichte und an das Ankommen meiner Großeltern erinnert.Trotz ihrer Kritik, welche von den vielen Positiven abweicht, habe ich ihre Zeilen genossen und ich bin ganz wild darauf zu erfahren, ob ich nach dem Lesen anders oder ähnlich denken werde.

EVENTS / TV /  Frankfurter Buchmesse 2015

Das erste Mal Frankfurt heißt es bei Kathrin von Phantásienreisen. Mit Fotos und Text dokumentiert sie ihren Besuch.

Was Literatur schaffen kann
–  davon erzählt der irakische Schriftsteller und Journalist  Najem Wali.

Am Sonntag den 18.10.2015  werde ich um 23:05 ARD einschalten. ttt – Extra berichtet von den Highlights der  67. Frankfurter Buchmesse.

Buch unter Druck auf Arte – Die  Zukunft der Buchbranche. Ich hätte diese spannende Doku verpasst, wenn nicht Sophie von Literaturen auf ihrem Facebook Account den Link zur Mediathek gepostet hätte. Danke dafür.

 

Über den Ehrengast Indonesien, ihrer Kultur, der politischen Geschichte und  ihrer literarischen Bewegung weiß ich so gut wie nichts. Das Video „Salam Dari Indonesia“ und ein paar Beiträge im Netz laden ein, den Inselstaat zu entdecken. Jedoch fällt auf, dass im Gegensatz zur #FBM14 die Informationen, insbesondere mit der Vorstellung zu den Autoren, spärlich gesät sind. Für lesende Entdecker: Auf Litprom wird u. a. Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika vorgestellt.

TWITTERER, WELTENBUMMLER UND DICHTER

Wer die Insel der Götter Bali kennenlernen möchte, besucht Sonne und Wolken oder 101Places. Dort gibt es eine Vielzahl an Tipps, wie man sich als Reisender am besten vorbereitet.

 

@ohhellokathrina schrieb auf Twitter: Definitiv nicht wacher geworden. Tag 4 . Gefühlt eher Tag 50. Trotzdem: Herz voll mit einer Million schöner M…

I do think poetry is important though, if you don’t strive at it, if you don’t fill it full of stars and falseness.  – CHARLES BUKOWSKI

Schönen Sonntag euch allen!

Veröffentlicht von Tanja

Bücher lesen, fotografieren, Musik hören, das Meer - das brauche ich wie die Luft zum atmen.

2 Kommentare

  1. Liebe Tanja,
    mir gefällt Dein „Sonntagsleser“ ganz besonders, weil Du einige vielversprechende Hinweise auf Fernsehberichte zur Buchmesse und rund um sie herum zusammengetragen hast, die ich mir nun, nach einem schönen Urlaub 🙂 ganz ohne Fernsehen, in aller Ruhe nachträglich anschauen kann.
    Und dass ich meine Besprechung von „Winters Garten“ immer noch vor mir herschiebe, daran hat mich Dein Absatz zu dem Roman auch erinnert. Ich neige da eher den ein wenig kritischeren Stimmen unter den Buchpreisbloggern zu, die zwar die Sprachgewalt beeindruckt, denen aber der „greifbare Inhalt“ ein bisschen kurz kommt. Vielleicht können wir ja dann in den nächsten Tagen noch einmal eine Diskussion zu Valerie Fritschs Roman anzetteln…
    Bedanken möchte ich mich noch fürs Verlinken zum „Alten Land“, auch ein Romantitel, der, glaubte ich, seinen Zenit in der Bloggeraufmerksamkeit schon hinter sich hat. Umso schöner ist es zu lesen, dass der Roman ja doch noch hier und da auf den Lesestapeln liegt bzw. gerade aktuell gelesen, besprochen und diskutiert wird.
    Viele Grüße, Claudia

  2. Hallo Claudia!
    Dann sag´ ich mal willkommen zurück und viel Spaß beim Stöbern 🙂
    So ist es doch viel bequemer, als der Messemarathon direkt vor Ort. Schön, dass du dich auch gerade mit „Winters Garten“ beschäftigst. Ich kann gar nicht sagen, wie sich mein Leseerleben von den anderen unterscheidet, weil ich die Kritiken, wenn überhaupt, nur mit einem Auge schnell überflogen habe. Ich bin dabei, wenn über das für und wider einzelner Kriterien diskutiert wird.

    Zu „Altes Land“: Gerne doch!

    Liebe Grüße

    PS: Wäre schade, wenn Bücher auf dem SuB verstauben, nur weil sie nicht mehr aktuell im Gespräch sind. 🙂

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